Um geeignete Standorte für eine Nutzung von Abwasserwärme im Land zu ermitteln, wurden Kenntnisse und Daten der Projektpartner gebündelt. Mithilfe der Kläranlagen-Datenbank des DWA-Landesverbandes erfolgte die Vorauswahl geeigneter Kläranlagen. Die größeren Kläranlagen wurden in den Wärmeatlas des ifeu-Instituts übernommen, um potenzielle Wärmeangebote und -bedarfe zu ermitteln. Auf diese Weise wurden 258 Kläranlagenstandorte identifiziert, die ein technisch-wirtschaftlich nutzbares Einspeisepotenzial bereitstellen können. In Summe beläuft sich das nutzbare Potenzial von Wärmepumpen am Auslauf von Kläranlagen in Baden-Württemberg auf eine Einspeisekapazität in Wärmenetze von 537 MW und eine Einspeisemenge von bis zu 3,74 TWh/a. Dies entspricht in der Modellierung für das Stichjahr 2030 rund 11 % der Wärmenetzeinspeisung bzw. 4,3 % des gesamten Nutzwärmebedarfs von Bestandsgebäuden in Baden-Württemberg – und das alleine durch Nutzung der Wärme am Auslauf der Kläranlage.
Umweltministerin Thekla Walker
Deshalb wurden sieben Kläranlagenstandorte in Baden-Württemberg für eine Projektinitiierung ausgewählt und Initialgespräche durchgeführt. Für die Gespräche mit den lokalen Akteuren (Kläranlagenbetreiber, Kommunen, Stadtwerke, Energieagenturen) wurden standortspezifisch die technisch-wirtschaftlichen Kennzahlen aufbereitet. So konnten lokale Rahmenbedingungen und mögliche Konzepte für eine Erschließung des Wärmepotenzials aus Abwasser diskutiert werden.
Die exemplarische Betrachtung von drei weiteren Kläranlagenstandorten hat gezeigt, dass eine Umsetzung in der Praxis technisch realisierbar ist. Für die jeweiligen Standorte wurde ein passendes Konzept individuell durch das Ingenieurbüro IBS entwickelt und auf die Gegebenheiten vor Ort angepasst. Die wichtigsten technischen Kennzahlen der drei Musteranlagen wurden in Steckbriefen festgehalten. Diese können zur Orientierung für eine erste Potenzialbewertung an vergleichbaren Standorten herangezogen werden. Bei der Auslegung derartiger technischer Anlagen gilt es, für den jeweiligen Standort ein individuelles Konzept zu entwickeln. Bei der konkreten Projektanbahnung sollen die Kommunen in Baden-Württemberg weiterhin durch die Projektpartner und das Umweltministerium Baden-Württemberg unterstützt werden.
Die im Projekt gewonnenen Daten können auch genutzt werden, um die Potenziale von Kläranlagen für eine Abwasserwärmenutzung im gesamten Land zu bewerten. Damit liefert das Projekt wichtige Erkenntnisse, die die großen Kreisstädte und Stadtkreise bei der Erstellung ihrer kommunalen Wärmeplanung bis zum Ende des Jahres 2023 nutzen können.
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